(Austellungskatalog, Kunsthaus Aarau, 1974, S.5)
Mit der Ausstellung zu Adolf Webers 50. Geburtstag würdigen wir die Arbeit eines Malers, der seit mehr als Dreissig Jahren unermüdlich den Kreis des Herkommens, der Welt seiner Familie, die Landschaften seiner Heimat dargestellt hat.
Weber hat einen Weg zurückgelegt, der nirgends einen Bruch aufweist. Er hat ihn angefangen als Bezirksschüler, der eine hervorstechende Begabung aufweist, hat diese Begabung ein erstes Mal an einem Grösseren gemessen - an Eugen Maurer -, hat an der Kunstgewerbeschule Zürich Anregungen geholt und sich dann von all dem gelöst um zu werden was er eigentlich ist: Ein ursprünglicher Maler, dem sich Handschrift und Farbe von selbst ergeben.
So wie er selber wuchs, ist seine Behausung gewachsen. Im väterlichen Bauernheimet - das Haus stammt von 1796 - wuchs er auf. Er blieb dort und baute, als es ihm besser ging, das Haus aus, behielt seinen alten Vater bei ihm und gründete eine Familie. Alles mit der langsamen Folgerichtigkeit, wie sich die dem bäuerlichen Herkommen verpflichteten Menschen auszeichnet.
Er ist nicht nur ein Maler, sondern auch ein guter Erzähler. In mehreren Aufsätzen schildert er in einer Gedenkschrift seinen Lehrer Eugen Maurer. Er zeigt ihn nicht nur von der Warte des dankbaren Schülers aus - er sieht ihn auch als Maler und älteren Freund, der ihm, mehr als alle anderen, Menschlichkeit und die durch die Menschlichkeit gehöhte Kunst vorgelebt hat. Die jetzige Ausstellung, die er zusammen mit dem um 20 Jahre älteren Ernst Suter bestreitet, legt Zeugnis ab von einem Werk, das in seinen besten Augenblicken kraftvolle, von intensiver Farbigkeit und von einer unverwechselbaren Handschrift getragene Malerei ist. Es wäre müssig, darüber nachzustudieren, ob Weber mehr dem Expressionismus oder dem Impressionismus entstamme. Wer ihn zu Hause trifft, wer seine alten Stuben und Werkstätten besieht, merkt, dass es Malerei ist, die dem Augenblick entspringt, dem unmittelbaren Ergriffensein vor dem Motiv und der ebenso unmittelbaren Hingabe an Familie, Haus und Herkommen.
Heiny Widmer